Deux Méditations
Opus 147
ID: | B0175 |
Musik: | Joachim Raff (C00695) |
Enthaltene Werke: |
Nr. 1 Méditation. Andante Nr. 2 Méditation. Andante |
Besetzung: | Klavier solo |
Kompositionszeitraum: | Januar 1868 bis Dezember 1868 |
Erfasste Ausgaben: | Rieter-Biedermann (1869) |
Nachdem ein Herr ein leichtgewichtiges Salonstück von Joachim Raff vorgetragen hatte, ärgerte sich Raffs bester Freund Hans von Bülow darüber: «Wie können Sie solches Zeug spielen, das Raff für irgend einen Verleger auf Bestellung geschrieben hat? […] Sie spielen doch, wenn Sie Beethoven-Cultus treiben wollen, nicht dessen Flöten-Duos.» In der Tat schrieb Raff über seine gesamte Karriere hinweg Salonstücke (ein Genre, das aus heutiger Perspektive nicht mehr verteufelt werden muss), wenn die Verleger im Gegenzug weniger rentable Stücke auf den Markt brachten. Die «Deux Méditations» op. 147 gab der Winterthurer Verlag Rieter-Biedermann beispielsweise nebst fünf weiteren Klavierwerken Raffs zwischen 1869 und 1871 heraus, wogegen er sich verpflichtete, die virtuose (und wohl nicht sonderlich lukrative) Chaconne für zwei Klaviere op. 150, mit der das berühmte Virtuosenpaar Alfred und Marie Jaëll auf Tournee ging, ebenfalls zu publizieren. Die beiden je knapp fünfminütigen «Méditations» reihen sich in die Tradition des sentimentalen religiösen Salonstücks ein, dessen damals bekanntestes das «Gebet einer Jungfrau» von Tekla Badarszewska war. Doch Bülow musste Raff trotz seiner Vorbehalte gegenüber des Salonstils zugestehen, dass er diesen wie kaum ein anderer beherrschte: «Raff steht in der Kunstgeschichte einzig da und zwar deshalb, weil er die verschiedensten Style in sich vereinigt und doch bei allen deren Reinheit wahrt: den Salonstyl im besten Sinne (in der Raff’schen Salonmusik schimmert eine leise Ironie durch), den Kammerstyl, den strengen Styl.»
Severin Kolb

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