Capriccio
Opus 064
ID: | B0086 |
Musik: | Joachim Raff (C00695) |
Besetzung: | Klavier solo |
Kompositionszeitraum: | April 1855 |
Erfasste Ausgaben: | Leuckart (1857) |
Wäre Joachim Raff im Herbst 1849, als er schwer erkrankte und ein Testament aufsetzte, verstorben, hätte man ihn wohl in die Riege der zahlreichen für ihr Instrument schreibenden Klaviervirtuosen eingereiht. Nichts ausser Raffs Zähigkeit und sein Durchhaltevermögen wiesen darauf hin, dass er 20 Jahre später zu den meistgespielten Symphonikern seiner Zeit zählen würde. Obwohl der autodidaktisch gebildete Komponist, der in Lachen am Oberen Zürichsee geboren wurde, höchstes Lob von Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt erhalten und der renommierte Verlag Breitkopf & Härtel seine Opera 2-14 veröffentlicht hatte, verschuldete er sich nach Rapperswil und Zürich auch in Stuttgart, dem er im September 1849 bei Nacht und Nebel den Rücken kehrte. Das einen Monat später im Druck vorliegende Opus 46, eine Bearbeitung der populären Melodie "The last rose of Summer", schliesst Raffs erste Schaffensserie – allesamt Werke für Klavier, in der sich die ganze Bandbreite der damals populären Klaviergattungen widerspiegelt. Nachdem Liszt Raff gewarnt hatte, dass er sich seinen Namen beschmutzen könnte, wenn er seinen Ruhm mit der Publikation von Salonkompositionen «herbeischreiben» wolle, gab Raff vorerst keine weiteren Werke in Druck. Erst nach einer Pause von mehreren Jahren veröffentlichte er ab 1853 weitere Klavierwerke, die einen deutlich höheren Kunstanspruch aufweisen. Neben der Sammlung "Frühlingsboten" op. 55 und den virtuosen drei Klavier-Soli op. 74, die Liszt und seine Schüler, allen voran Hans von Bülow und Karl Klindworth, popularisierten, findet sich auch das dreiteilige Capriccio fis-Moll op. 64, das Raff im April 1855 in Weimar verfasste. Langsam aber sicher fanden seine Klavierstücke Verbreitung: Raff durfte sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu den populärsten Komponisten für das Klavier zählen.
Severin Kolb
Bereitgestellt durch Joachim-Raff-Archiv