Absender: Franz  Liszt (C00543)
Erstellungsort: [Bad Eilsen]
Empfänger: Joachim  Raff (C00695)
Datierung: 18. Dezember 1850 (Quelle)
Material: Papier
Veröffentlichung: Raff 1902, S. 688ff.

unklar, wie viele Briefe dies genau sind]. Liszt brauche die Partituren zur Schubert'schen Symphonie und den Ouvertüren zu "Genoveva" und "Fierabras", für letztere beide muss Ziegesar Erlaubnis geben. Wenn dies nicht gehe, dann habe Breitkopf die Symphonie und Bloch könne die Ouvertüren besorgen. Er brauche diese Werke am 25. Dezember. Hermann könne falls nötig den Wein bei Elkan (Calmann) abholen. Wenn das Tripelkonzert von Beethoven erschienen sei, solle R. es nach Eilsen schicken. habe an Ziegesar geschrieben, um R.s Einführung in die Proben von "König Alfred" [WoO 14] in den Weg zu leiten. Er freue sich über den "Probesuccess" der Oper. Für Raff sei die Weimarer Aufführung zentral. Er werde in der kommenden Spielzeit "Czar und Zimmermann" [Lortzing] nicht aufführen, nur Wagner und den "König Alfred". Will drei bis vier Konzerte mit Symphonien Schuberts und von Berlioz organisieren. Joachim werde mithelfen. Erwartet, dass das Haus nicht so voll sein wird, wie bei der Aufführung der Neunten Symphonie und "Athalie" [Mendelssohn]. Seine Kompositionstätigkeit habe durch seine Krankheit und die Trauer [über den Tod von Carolyne zu Sayn-Wittgensteins Mutter] gelitten. Dennoch werde er die "Harmonies poètiques et réligieuses", 6 Nummern fertig haben und will es noch diesen Winter mit dem Concerto sans orchestre – wohl von Härtel veröffentlicht sehen. Er befürchtet, dass es sich nicht um gute Verlags-Artikel handle. Er bittet R., mit der Rezension über die "Liebesträume" noch zu warten, bis die "Harmonies poètiques et réligieuses" erscheinen. Im Vorübergehen könnten dann auch die "Consolations" oder Petrarcas Sonnette erwähnt werden. Für Senff habe er einen Trauermarsch für Klavier geschrieben und die ungarische Rhapsodie um einen "Magyar" ergänzt. Die Prophetenfuge könne Raff Breunung auf seiner Leipziger Reise in Abschrift übermitteln und ihm sagen, dass er auf seiner Reise nach Köln Liszt in Eilsen besuchen solle. Heinrich Brockhaus solle die restlichen Korrekturen zur "Goethe-Brochüre" nach Eilsen schicken. Hotel Bruns sei zu einem "Krankenhaus" geworden, da auch Prinzessin Marie krank geworden sei, Carolyne sei seit drei Wochen in strenger Diät. Ende Woche soll Belloni kommen. Der E. solle ohne "ceremonielle Formeln" schreiben. R. solle an Wiek [Friedrich Wieck] schreiben. Liszt werde nie eine "trübe Retrospektivität" gegen den E. haben. Der E. solle nicht die "Backfisch"-Methode des "Herumtappens und Danebengreifens" anwenden, sondern dich "Bach'sche". Er habe soeben Herrn Ziegesar geschrieben, dass ihm Beks [Becks] Verbleib in Weimar eine Freude sei. Empfehlungen an [Eduard] Genast. Werde seinen Brief bald beantworten. Fragt, was Dornweg und Reissmann machen. Soll einen Einband für Fräulein Agathe machen lassen. Sagt, dass er mit den Ansichten Raffs über "Lohengrin" nicht übereinstimmen könne. Sein "contra" überzeuge ihn nur noch mehr vom "pro". Freut sich auf Besuch von [Joseph] Joachim. Beiliegend: Loser Zettel von Liszt, wohl mit Aufträgen für Raffs Reise nach Leipzig: Grüsse an Peters, Anfrage wegen Partitur zu [Louis] Spohrs "Faust", Annés de Pélerinage, Einkaufsliste: Czerny – Tabellen der Musikgeschichte, Lieder-Halle von Zuganaglo [wohl Zuccamaglio], 4stimmig von Rietz, Volkslieder – Bardale von Baumstark und Waldbrühl. Schuberth wird "Valse favorite" bekommen, Alversleben mitteilen, dass Liszt einen Brief von ihm an Wagner geschickt habe, Kistner fragen, wann er die Korrekturen zu den "Harmonies poètiqures et réligieuses" erhält, Senff über seine Honorar-Ansprüche beruhigen und halbes Dutzend von Mazurka, Polonaisen und Rhapsodien anfordern, Komplettausgabe der ungarischen Rhapsodien mit Senff absprechen, Bachgesellschaftssubskription mit Härtel, würde gerne den "Hausschatz" von Finks Musik dursehen. [Franz] Brendel fragen, wer den Artikel in der NZfM über ungarische Musik geschrieben habe. [Robert] Radeke "mit der festen Burg" grüssen, Ouvertüre von [Otto Nicolai gehöre Hoffmeister, mit dem er meistens mit "???" kommuniziere)


Zitiervorschlag: Liszt, Franz: Brief an Joachim Raff (18. 12. 1850); https://portal.raff-archiv.ch/A02235, abgerufen am 6. 2 2025.