Absender: Joachim  Raff (C00695)
Erstellungsort: [Weimar]
Empfänger: Franz  Liszt (C00543)
Zielort: Bad Eilsen
Datierung: Quelle undatiert
Standort: Goethe Schiller Archiv (Weimar)
Signatur: GSA 59/25,23
Umfang: 11 Seiten
Material: Papier
Schreibmittel: schwarze Tinte
Incipit: Liebster Herr Doctor!
Gewiss vermeinten Sie von meinen Briefen Ruhe zu haben
Veröffentlichung: La Mara I, S. 151f.; Marty 2014, S. 123-125

Raff sei in die Umarbeitung des vierten Akts seiner Oper König Alfred, WoO 14] vertieft. Mit dem dritten Akt sei er nun zufrieden. Die Orgie werde schwierig auszuführen, er zittere vor "Röthsch's Trägheit" [Chordirektor in Weimar]. Von der alten Partitur habe er "durchaus nichts stehen gelassen". Er habe Biedenfelds Artikel über "Lohengrin" gelesen, ein "ziemlich mittelmässiges Machwerk, voll onomatopoetischer Phrasen ohne Sinn und Salz". Wagner komme gut weg. Berichtet von einem Artikel "unseres Referendars Müller", Vogt schreibe wieder die Theaterchronik. Dingelstedts Theaterbriefe habe er noch nicht gelesen. Salomans "Diamantkreuz" sei in Stuttgart durchgefallen. Unter Liszt Leitung wäre sie sicherlich besser aufgeführt worden als unter Lindpaintners, der gerade selbst eine Oper auf das Libretto von August Lewald (früherer Redaktor der Zeitschrift "Europa") schreibe. Montag werde nach dem Kostenbelauf der Bachstiftung gefragt. Der erste Teil der "Passion" sei einstudiert. Die Aufführungen von "Freischütz" und "Zauberflöte" seien miserabel gewesen. Joachim sei ausser sich deswegen und breche bald nach Leipzig auf .Fragt, warum Liszt die "Harmonies" Breitkopf & Härtel gebe und nicht Kistner, dem sie versprochen wurden und der die Herausgabe zugesagt hat. Härtel könne das Tripelkonzert, das bei Dunst in Frankfurt erschienen sei, nicht besorgen. Die Partituren, die Raff geschickt hat, sollten mittlerweile angekommen sein. Szerdahely sei immer noch krank, er mache keinen fleissigen Eindruck. Er habe Post von seinem Bruder [Karl] aus St. Gallen erhalten, der Besuch von Bülow und [Alexander] Ritter hatte. Er habe sich die "Prophetenfuge" durchgeschaut. Mit diesem Aufwand hätte Liszt auch eine "Originalcomposition von höchster Bedeutung" herstellen können. "Mit Meyerbeer ist es Alle", er sei eine "historische Person". Das sei nicht nur seine, sondern auch Joachims oder Davids Meinung. Wenn Breunung länger in Leipzig sein wird, erhält er eine Kopie des Werks, sonst solle er es mit sich nach Eilsen nehmen. Wünscht ein gutes neues Jahr. Empfehlungen an Fürstin [Carolyne zu Sayn-Wittgenstein und Marie.


Zitiervorschlag: Raff, Joachim: Brief an Franz Liszt ([29. 12. 1850]); https://portal.raff-archiv.ch/A02144, abgerufen am 14. 9 2024.