Copie nach Original aus Joseph Baer u. Co.’s Autographenh[an]dl[un]g Frankf. a/M Hochstr. 6
An Joachim Raff (Wiesbaden)
München 25 [28?] September 1874
Verehrtester Freund,
ich habe eine große Sehnsucht, Dich und die Deinigen auf ein paar Stunden wiederzusehen. Früher hoffte ich es würde dieß auf einige Wochen möglich sein – aber meine Gesundheit hatte einen tüchtigen „Knacks“ bekommen – ich habe einen der elendsten Sommer meines Lebens hinter mir: verschiedene verfehlte Recurirungsversuche – die Hydropathie hat mich endlich so weit wieder hinaufgebracht, daß ich wieder einspannen kann. Den ersten Oktober muß ich in London eintreffen, wo ich den ganzen Winter bleibend conzertiren will. Am Mittwoch früh (30 Sept) treffe ich in Mainz ein, wo ich nach der Ab???ubung die erste Gelegenheit nach Wiesbaden benutze – d.h. nach der Stiftstraße – Nachmittags 4 Uhr geht’s dann direkt über Mainz wo ich mein Gepäck lasse, nach London weiter. Qui tacet assentitur. Hoffentlich protestirst d.h. schreibst Du mir nicht.
In Eile mit herzlichen Grüßen, alles Schreiben der viva vox überlassend
Dein treu ergebener
H v Bülow