Absender: Hans von  Bülow (C00114)
Erstellungsort: Berlin
Empfänger: Raff Joachim (C00695)
Datierung: 21. Juni 1862 (Quelle)
Standort: Bayerische Staatsbibliothek (München)
Signatur: Raffiana I, Bülow, Hans von Nr. 39
Material: Papier
Incipit: Verehrter freund,
sei nicht unwillig, daß ich Dich nochmals belästige.
Veröffentlichung: Kannenberg 2020.

Verehrter freund, sei nicht unwillig, daß ich Dich nochmals belästige. Gestern erhielt ich beifolgendes Schreiben vom Hrn. CM. Barth das ich Dir im Original unterbreite, um einer freien Transcription desselben enthoben zu sein. Es klingt mir eigentlich mehr wie eine „Dèsinvitation“◊1/ und ich schwanke unnützer Weise nachträglich umher, ob ich recht gethan, dennoch zu acceptiren. Das habe ich nämlich (wie gewünscht ward, umgehend) gethan, und ich komme nun Mittwoch oder Donnerstag Mittag in Wiesbaden an, vorläufig ohne meine Frau, die erst Anfang Juli nachfolgen wird. Damit ist nun die eine Annehmlichkeit verbunden, daß Du [selbst?] mir nun die Quartiermacherei überlassen kannst, ohne Dich mit übertriebener Sorgfalt für diese Sache weiter aufzuopfern. Die Hauptsache, um deretwillen ich Dir schreibe, ist aber eigentlich das Programm. Darf ich Dich bitten, zur Vermeidung aller Weitläufigkeiten, es Conzertmeister Barth zwar noch in disjunctiver Form (wegen der Orchesterfrage) aber doch als ein definitives mitzutheilen: Wenn Orchester ist: 1. Concert für Piano mit Orchester in drei Sätzen von Adolf Henselt. F moll. — 2. a. Ave Maria von Schubert, übertragen v. Liszt. b. Concertwalzer über Motive aus „Gounods“ Faust von Liszt. Wäre das Orchester nicht disponibel, worunter ich auch verstehe, daß keine genügende Probezeit vorhanden wäre (eine gute Stunde, mehr nicht, würde ich zu Henselt brauchen) – so wäre wohl wiederum eine Beethovensche Sonate und zwar Op. 57 an die Stelle des Conzerts mit Orchester zu setzen. Lieber wäre mir unter allen Umständen ein Vortrag mit Orchester, doch das Beethovensche Es dur das ich gestern Hrn Barth proponirt, bin ich gegenwärtig nicht aufgelegt, zu spielen, namentlich wenn Orchester und Dirigent nicht dazu speziell begeistern. Nochmals meine Entschuldigung wegen dieser neuen Beanspruchung – aber ich hatte die „Einladung“ nicht so über Hals und Kopf erwartet. Daß ich sie annehme, wie sie geboten, ist erklärlich aus dem Wunsche, das mir von Dir vermittelte Établissement in den Curconzerten festzuhalten mit aus dem Drange, Berlin baldmöglichst den Rücken zu kehren. Mit freundschaftlichsten Grüssen von Haus zu Haus Dein Dir ergebener Berlin, 21 Juni 1862 HvBülow.



Zum Digitalisat: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00133709/image_114
Bereitgestellt durch: Bayerische Staatsbibliothek München (BSB)
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0



Zum Digitalisat: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00133709/image_115
Bereitgestellt durch: Bayerische Staatsbibliothek München (BSB)
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0


Zitiervorschlag: Bülow, Hans von: Brief an Joachim Raff (21. 6. 1862); https://portal.raff-archiv.ch/A02037, abgerufen am 16. 9 2024.