Berichtet von einem langen Spaziergang mit neuen Stiefel in
Wiesbaden. 20.4.: Rickchen habe R. heute auf der Strasse angerufen. Janke [?] sei mit
Kind und Kegel angekommen. [Heinrich] Ehrlich sei hier angekommen und habe sich im
Alleesaal eingerichtet. Aus der Brendel'schen [Neue Zeitschrift für Musik] entnehme
R., dass die Augsburger Allgemeine dessen Text abgedruckt habe. Mache eine
triumphierende Miene. Die Österreichische Zeitung [Speidel] habe gegen [Eduard]
Hanslick und für Liszt Partei ergriffen. Die Aufnahme des "frömmsten Mannes" in die
Franziskaner-Brüderschaft habe mit einem Zweckessen stattgefunden. Man denke bei
Liszts Hypocrisie an den Witz von Humboldt gegen [...]. [Gustav] Schmidt habe es noch
nicht zu einer Wiederholung der "Weibertreue" gebracht. Morgen sei eine Wiederholung
angesetzt, zu der Hagen herüberreisen wolle. Hier sei es noch nicht eingereicht. Das
Ministerium soll sich in Verlegenheit mit [Karl Eduard Anton] von Bose befinden wegen
Finanzfragen. Hemstuck [?] sei nach Paris gereist. Hofft, dass dieser dort keine
Pariser Künstler und Künstlerinnen engagiere. Wundert sich, dass die E. keine neuen
Geschichten von [Eugen] von Soupper aus Paris zu erzählen habe. Dieser solle sich um
Engagements in den Bädern kümmern. 21.4.: Erfahre von [Karl von] Ulram, dass die E.
erst am 1. Mai in Wiesbaden einzutreffen gedenke. In New York habe sich das Gerücht
verbreitet, dass R. diesen Frühling dort landen werde. [Julius] Schubert [Schuberth]
und R.s Bruder [Joseph Raff] haben Anfragen an ihn gerichtet. Der Brief von R.s
Bruder sei jenem von Schuberth beigelegt und mit "Strancton" [wohl Stanton?] in der
Datumsangabe bezeichnet. Der Brief sei vom 26.2. Könnte sich vorstellen, dass
Schuberth das Gerücht selbst gestreut habe, um zu sehen, welchen Eindruck es machen
könnte und um bei R. auf den Busch zu klopfen, um zu sehen, ob R. etwas in diese
Richtung übernehmen wolle, wie dieser es anno 49 vorgeschlagen habe. Wolle nicht, da
dies das Grab für R.s künstlerische Entwicklung sei. Wenn R. in 10 Jahren noch immer
keinen Erfolg habe, könne er sich noch immer als Verfasser des Contrapunkts in New
York oder London etablieren. Schuberth bleibe in nächster im Leipziger Geschäft.
22.4.: Vermisst die E. und wünschte sich, dass [Franz] Dingelstedt und sein Theater
beim T. [Teufel] seien. "Dein" Weiland Sohn Joachim [wohl Joseph Joachim] treibe sich
in letzter Zeit am Rhein herum. Es scheine, dass der Niederrhein auch nach Schumanns
Tode grosse Anziehungskraft bewahre. Dies sei keine Allusion auf Clara Schumann, die
sich noch in Stuttgart befinde, sondern auf [Carl] Reinecke, [Otto von] Königslöw,
[Ferdinand] Hiller. Im letzten Abonnementskonzert in Köln wurde eine neue Ouvertüre
von Joachim aufgeführt, die gut und klar geformt, aber ärmlich erfunden sein soll.
Nun konzentiere dieser in Barmen. Joachim habe ein Duo von Franz Schubert für Klavier
und Violine für Violine und Orchester arrangiert. Folge in dieser Hinsicht Liszts
Spuren. Es soll Ernst werden mit dem neuen Theater. Die Stadtverordneten haben wegen
des Platzes Beratung gehabt. Wir mit unserer Halle sind nicht so glücklich: Müssen
schauen, dass der Kursaal gekriegt werden kann. Wollte, dass die Geschichte mit
[Dionys] Pruckner in Ordnung sei. Wolle auch [Rosa von] Milde durchbringen. Glaube
nicht dass die Ney [wohl Jenny Bürde-Ney] komme. 23.4.: Freue sich, dass der Auftritt
der E. ["Narziss" von Albert Emil Brachvogel] gut gegangen sei. Den Tausch mit der
"Pompadour" fände R. nicht so schlecht, wenn es der E. keine Gène mache. Fallandier
habe den armen Brachvogel völlig zermalmt. Die E. habe es also doch dritthalb Tage
bei ihrem alten Schatz in Leipzig ausgehalten. Da es vor der Hochzeit noch einmal
sein musste, wolle R. ein Auge zudrücken und sich auf andere Art revangieren. Der
Fall mit Vater [Eduard Genast] sei schlimm. Schiebt es auf den Witterungswechsel.
Dickchen [Antonie Genast] müsse sich schonen.