Absender: Joachim  Raff (C00695)
Erstellungsort: [Wiesbaden]
Empfänger: Doris  Raff (C00693)
Zielort: [Weimar]
Datierung: Quelle undatiert
[undatiert] bis [undatiert] (Quelle)
19. April 1858 bis 22. April 1858 (ermittelt)
Standort: Bayerische Staatsbibliothek (München)
Signatur: Raffiana II
Umfang: 4 Seiten
Material: Papier
Schreibmittel: schwarze Tinte
Incipit: Mein süssestes Herzensherz!
Hoffentlich hast du jetzt meinen Brief, und wenn du dich

Karl von] Ulram habe mit H. v. Bose über Samson [WoO 20] gesprochen. Lasse diesen immer grüssen, auch wenn ihm R. noch nicht vorgestellt wurde. Ulram stosse sich nur an der Herstellung des letzten Akts, vor allem der Einsturzszene und an den Bauten des dritten Akts. Was die Einsturzszene betrifft, so müssten Absprachen mit Werner [?] gemacht werden. "Das Project meines Auswanderers" [???%] werde dem E. wegen ewigen Verzögerung "von Seite eventueller Participation" nach und nach sehr verleidet. Will sich ernsthaft mit Absalom [%, projektiertes Opernprojekt] befassen. [Salomon] Munks Buch über Palästina ["Palestine"] habe R. sich über Roth [Buchhandlung] aus Paris verschreiben lassen. Darin habe R. das Nötigste und Wichtigste beisammen, es mache die Studien überflüssig. [Heinrich] Ehrlich sei nach dem Hofkonzert wieder abgereist. Dem langen Schmidt [?], der das Uexküll'sche Haus bewohnt habe, habe dieser erzählt, er werde während der Kur wieder hierher kommen. Glaube nicht, dass [Gustav] Barth eine abermalige Niederlassung Ehrlichs hieselbst angenehm wäre. Bogler [?] und Barth haben die Reitbahn und den Kursaal vermessen. Letzterer ist geräumiger. Es werde sich zeigen, ob Petri auf seiner Marotte wegen der Reitbahn beharre. Es sei R. gelungen, an seinem Quartett op. 90? oder das erwähnte Quartett in E-Dur?] etwas weiter zu kommen. 11.4.: Es sei betrübend, dass es der E. noch nicht besser gehe. Das Übelfinden der Dicken [Antonie Genast] sei hoffentlich nur temporär. Goullon habe doch der E. geholfen. Warum soll er Dickchen nicht helfen können? Die Berichte über Weimar'sche Kunst haben R. interessiert. [Eduard] Lassens Lieder kenne R. beide nicht, zweifle aber nicht daran, dass sie frei und anmutig sein, wie alles, was R. bis jetzt von ihm gehört habe. Die Rubinstein'sche Muse habe R. nie sehr zugesagt. Der "gekünstelte Orientalismus" ins seinen Sachen sei R. ein antipathisches Element. Den Schwindel habe man in [Félicien] Davids "Wüste" ["Le Désert"] zum ersten Mal genossen. Seine Erscheinung in Deutschland habe frappiert, aber die hier entstandenen Werke sind weniger frisch als die mitgebrachten. Es sei traurig, dass dieser keine Spur von Fortschriftt mache, während die wahren Kunstheroen Händel, Bach, Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Weber gerade das Gegenteil sehe. Auch [Karl] Störs Muse sei an der E. vorübergezogen. Bedankt sich für das Gedicht. Habe noch welche liegen, die Emi [Emilie Genast] ihm ausgeschrieben habe. Wenn er je wieder Lieder schreiben wolle (denke, dass er eine "bedeutendere Kunstmission" habe), so beschere er der E. ein ganz nettes Heft. Wenn dem E. jedoch einmal bedeutende Texte für Duette [vgl. op. 114 geboten werden. So ein Jemand finde sich aber nicht. Den Namen der Leipziger Papierfabrik Flintsch habe R. der E. aufgeschrieben. Grüsse an die Dicke. Dass Väterchen [Eduard Genast die Freude einer Aufführung beschieden war, habe R. erfreut.


Zitiervorschlag: Raff, Joachim: Brief an Doris Raff ([19. 4. 1858]); https://portal.raff-archiv.ch/A01744, abgerufen am 11. 9 2024.