3. 9. 1857
Brief an Doris Raff
ID: A01739
Absender: | Joachim
Raff (C00695)
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Erstellungsort: | [Weimar] |
Empfänger: | Doris
Raff (C00693)
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Datierung: | Quelle undatiert [undatiert] bis [undatiert] (Quelle) 3. September 1857 bis 5. September 1857 (ermittelt) |
Standort: | Bayerische Staatsbibliothek (München) |
Signatur: | Raffiana II |
Umfang: | 4 Seiten |
Material: | Papier |
Schreibmittel: | schwarze Tinte |
Incipit: | Mein liebes Herz! Ich kann dir schlechterdings nur ganz kurz schreiben |
berichtet, dass sich grosse Menschenmassen in Weimar befinden. Dingelstedt sei im Ganzen freundlich gegen R. eingestellt. Weniger sei dies mit Liszt der Fall, der perfider denn je aufgelegt sei. R. müsse mit äusserster Behutsamkeit mit ihm vorgehen. Dingelstedt scheine seine Rechte gegenüber Liszt aufrecht erhalten zu wollen. Würde sich gerne Dingelstedt anschliessen, wenn er ihm vertrauen könnte. Auch hier sei äusserste Vorsicht geboten. R. ist entschieden der Meinung, dass sich die E. den Anerbietungen Dingelstedts annehmen soll, da ein Erfolg ihrer Stellung dort helfen könnte, oder ihr eine Stelle in Weimar verschaffen könnte, insbesondere wenn Dingelstedt wirklich den guten Willen hege, R. anzustellen, wie er sage. Habe Liszt die ersten drei Akte des "Samson" WoO 20] gegeben, diese habe ihm die Partitur seiner "Ideale" geschickt, die R. mittelmässig finde. Die bisher getroffenen Menschen seien freundlich gegen R., die musikalische Clique sehe ihn hingegen schief an. Heute habe Devrient mit Laufstängl [?] hier gespielt. Von Erfurt her sei die Korrektur zur ersten Suite op. 69 eingetroffen. Leider sei die Edition der Suiten Nr. 2 op. 71 und Nr. 3 op. 72 bei Kühn noch nicht fertig und er erhalte daher auch kein Geld. Die Herausgabe soll erst im Oktober stattfinden können. Daher sei R. genötigt, sich von der E. Geld geben zu lassen. An seinem Klavierauszuge habe R. nach besten Kräften gearbeitet. In "Weimars [%]" finde er keine Erwähnung der E.. Erkundigt sich über das Gespräch mit der Frau Bauräthin. 4.9.: Das Festspiel habe grossen Jubel erhalten. Die Eltern waren darin ausgezeichnet. Vortrefflichst der Vater als Palaeophron. Dazwischen sei die Clique der Fürstin sehr in den Schlepptau genommen worden, aber der Onkel habe ihn als Posa totgespielt. Dingelstedt habe vor dem Theater auf R. und Wilhelm gewartet. Der Herzog habe Väterchen heute die goldene Medaille geschickt und ihn gebeten, er solle den heutigen Zug der Künstler anführen. Genast habe dies an der Seite des Interimsintendanten von Radlitz mit viel Würde getan. Beides werde in der Mittelrheinischen Zeitung zu lesen sein. Die Enthüllung des gestanzten Wielands habe keine besondere Wirkung erzielt, obwohl es besser als sein Ruf sei. Die Enthüllung der Schiller-Goethe-Gruppe sei von allgemeiner Begeisterung getragen gewesen. Der Grossherzog küsste seinen Jungen und sei [Ernst] Rietschel die halbe Truppe hinunter entgegengekommen. Vor und nach der Enthüllung habe es wie bei der Enthüllung der Schillerstatue in Stuttgart geregnet. Als der Mantel fiel, habe jedoch die Sonne geschienen. Für die Veranstaltung am Abend habe R. noch kein Billet. Gehe zur Altenburg, um in Erfahrung zu bringen, ob er seinen Aufenthalt bis zum Sonntag verlängern müsse. 5.9.: Komme gerade vom Tische der Altenburg. Liszt könne erst am Dienstag die Partitur R.s durchsehen [WoO 20]. Komme daher erst Mittwoch vormittags in Wiesbaden an. Bittet die E., dies [% mitzuteilen.