1. 5. 1857
Brief an Doris Raff
ID: A01731
Absender: | Joachim
Raff (C00695)
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Erstellungsort: | [Weimar] |
Empfänger: | Doris
Raff (C00693)
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Zielort: | [Darmstadt] |
Datierung: | Quelle undatiert |
Standort: | Bayerische Staatsbibliothek (München) |
Signatur: | Raffiana II |
Umfang: | 2 Seiten |
Material: | Papier |
Schreibmittel: | schwarze Tinte |
Incipit: | Mein gutes Süsslieb! Mit dem Schreiben wird's leider, leider nicht viel |
Veröffentlichung: | Raff 1902, S. 1433 [zensierter Auszug] |
Sei nach Leipzig gefahren. Habe in Verlagsangelegenheiten Widerstand gefunden, der sich aber peu à peu vermindere. Gurckhaus Kistner] habe sich die Violoncellstücke op. 86?] zurückbehalten. Habe dann [Friedrich] Grützmacher und [Salomon] Jadassohn begrüsst, die die Stücke einüben sollen. Whistling habe dem E. versprochen, ein gutes Wort bei Hofmeister einzulegen. Von Senff erfahre er, dass Whistling alle möglichen Vollmachten bei Peters habe, sich also wohl auch für R. einsetzen könne. Hofft, dass dieser doch mal noch ein Originalwerk von R. herausgebe. Rieter-Biedermann aus Winterthur, der in den letzten Jahren viel "Fortschrittsmässiges" gebracht habe, werde nicht kommen. Werde morgen an diesen schreiben. Die Leipziger VErlage haben vernommen, dass Sohn [?] in Breslau mit 13000 Thlr falliert habe. Liszt beklagte sich wegen zahlreichen schlechten Kritiken. Bat R., eine Analyse seiner sämtlichen Symphonischen Dichtungen zu schreiben, egal ob unter seinem Namen oder nicht. Sie sollen objektiv sein. Habe Liszt klar gemacht, dass er "mit seiner Richtung nicht einverstanden sei". Liszt habe ihm ein Honorar versprochen, zudem solle er die Arrangements von Beethovens Symphonien von Kolle-Wolfenbüttel übertragen bekommen. Liszt wolle zudem Hallberger schreiben, dass er die "Metamorphosen" [op. 74,3] in seinen Verlag aufnehmen soll. Es dürfe nicht scheinen, als sei R.s Feder eine käufliche, vor allem von jemandem, der R. schon so sehr missbraucht und misshandelt habe. Wenn R. ablehne, werde er der Familie indirekte Unannehmlichkeiten verursachen. Liszt werde sich an den beiden Schwächlingen Soupper und Emi [Emilie Genast] in seiner Weise rächen, werde Dingelstedt gegen die Eltern und Wilhelm [Genast] hetzen und R. am Hofe unmöglich machen. Bat um Bedenkzeit. Liszt habe versprochen, dass der "Samson" [WoO 20 hier aufgeführt werde. Wolle Liszt zusagen, aber seine Oper [Samson, WoO 20 müsse zuerst fertig werden. R. wolle zu den "Inaugurationsfestlichkeiten" im September nach Weimar fahren und dann die Arbeit erledigen. Will kein Honorar annehmen, aber die Beethoven'schen Symphonien könne er mit gutem Gewissen übernehmen.