18. 4. 1857
Brief an Doris Raff
ID: A01726
Absender: | Joachim
Raff (C00695)
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Erstellungsort: | [Weimar] |
Empfänger: | Doris
Raff (C00693)
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Datierung: | Quelle undatiert |
Standort: | Bayerische Staatsbibliothek (München) |
Signatur: | Raffiana II |
Umfang: | 2 Seiten |
Material: | Papier |
Schreibmittel: | schwarze Tinte |
Incipit: | Mein gutes Süsslieb! Es ist schön von dir, dass du mich |
Beantwortet den Brief der E. Bei der Madame Breiting handle es sich wohl um die nachgelassene Frau des Sängers wohl Hermann Breiting, der 1856 wahnsinnig wurde und 1860 verstarb]. Der Wille des Grossherzogs, die E. in einer Konversationsrolle zu sehen, finde R. sehr begreiflich. Für Toschers [?] Seite sei dies am wenigsten gerechtfertigt. Die E. sei aber zu dieser Richtung am unzweideutigsten berufen. Die Sachlage zwischen Dost [?] und Jaskowitz [?] sei rührend. Letzterer habe sicherlich von Toscher [?] erfahren, wie sehr die E. in Darmstadt gefallen habe. "O ich bin klug und weise" ["Zar und Zimmermann"]. Die E. solle sich nicht wegen "uns" ängstigen. Dem Vater [Eduard Genast] gehe es wieder passabel. Hänschen führe keine Klagen, Dickchen [Antonie Genast] suche täglich das Weite. Ein Paket mit Theaterchroniken für die E. liege hier, die von Wiesbaden hierher geschickt wurden. R. werde sie selbst mitbringen. Fragt, ob die E. nicht nachgesehen habe, was die Darmstadter Lokalkritik über die "Waise" der E. gequatscht habe. Ein Artikel der Kölbelschen [Victor Kölbel, Allgemeine Theater-Chronik] beginne mit den Worten "Friedrich Haase lebt!". Habe am Morgen [Eduard] Lassen und [Edmund] Singer besucht. Lassens Ouvertüre zu seiner Oper, die R. durchgesehen habe, verspreche keinen besonderen Effekt, sie sei in einem zerschnittenen Style geschrieben. Singer wolle im Sommer in Wiesbaden konzertieren. Er schlägt R. vor, etwas in Amsterdam zu spielen. Expediere auch an Schott. Habe die ersten Bogen von "Samson" [WoO 20] gefertigt. Gehe danach ins Stück "Von sieben die Hässlichste", in dem die Mutter eine sehr komische Rolle spiele. Die Gerüchte von [Franz Dingelstedts Berufung werden immer bestimmter. "Es wäre vielleicht gut, wenn er angestellt würde." Müsste für seinen Herd kämpfen und geriete dabei gewiss einmal mit Liszt zusammen, "welchen er gehörig zu pritschen, reizbar, energisch und geistreich genug ist." Ernst, der allein mit R. im Turmzimmer ist, mache diverse Kindereien.