Absender: Joachim  Raff (C00695)
Erstellungsort: [Gotha]
Empfänger: Doris  Raff (C00693)
Zielort: [Weimar]
Datierung: Quelle undatiert
[undatiert] bis [undatiert] (Quelle)
7. April 1857 bis 9. April 1857 (ermittelt)
Standort: Bayerische Staatsbibliothek (München)
Signatur: Raffiana II
Umfang: 3 Seiten
Material: Papier
Schreibmittel: schwarze Tinte
Incipit: Mein Liebling
Bevor ich ins Bett gehe, mein Liebling, muss ich dir ja noch einen Kuss geben

habe sich nach Ankunft in seiner Stube eingerichtet. Dann kam der Lohndiener und habe R. mitgeteilt, dass ein Platz im Theater für ihn reserviert sei. R. hatte aber keine Lust, die Komödie zu sehen, ging aber trotzdem und gab die Karten für Wangenheim und Lampert ab, ging dann wieder nachhause. Dann habe R. die Solostimme des "Spielmanns" kopiert, Zeitungen gelesen und Abendbrot gegessen. Dann kam Lampert, der R. mitteilte, dass der Herzog erst morgen komme, da er in Schlesien gastiere, um ein Gestüt zu besehen. Die Vorabprobe könne erst übermorgen stattfinden, sowie drei Orchesterproben. Stör sei in den letzten Tagen hier gewesen, da er für Beaulieu %] musste. Derselbe habe mit Anerkennung von R. gesprochen. Der Herzog soll sich über die Wahl des "Spielmanns" [wohl Orchesterbearbeitung von op. 98, Nr. 18] gefreut haben. 8.4.: Der Brief der E. habe R. eine Freude bereitet, freut sich sie wieder in die Arme zu schliessen. R. ging heute morgen zu Lampert, dann zu Wangenheim [?], den er nicht antraf. Habe seine Karte an [%] gesandt. Dann habe er seinen Kopisten holen lassen, um eine Stelle in den Psalmstimmen [WoO 8] ändern zu lassen. Dann habe er ein paar Bogen an der Partitur von "Dornröschen" [WoO 19] weitergeschrieben. Nach dem Esse kamen Wangenheim [?] und Lampert zu Café. Dann ging er zum Baritonisten, der den Spielmann singen müsse und zu Frl. Raumont [?], um seine Karte abzugeben. Sie und Frau Stotz sollen das Duett im Psalm singen. Lampert habe ihm mitgeteilt, dass sich diese geweigert hätten, im Berlioz-Konzert mitzuwirken. Daher habe sich dieser sehr gefreut, sie bereitwillig für Raff zu finden. Nach einem Spaziergang instrumentierte R. und schrieb einen langen Brief an den Herzog wegen der "Casilda", da er wegen Hagen schriftlich dafür einkommen müsse. Der Herzog sei heute früh angekommen. R. werde ihn morgen sehen. "Jäll könnte eigentlich seine dicke Figur hierher wälzen. Es würde ihm nicht schaden." Morgen wolle er den Brief zusammen mit Dornröschenfortsetzung an die E. absenden. 9. 4.: R. habe nun drei Bogen Partitur im Reinen. Die E. solle sie sogleich an den Hofmusikus Randerhart [?] abschicken, der nun beim Hofmusikus Fischer parterre wohne. R. habe am Morgen eine Probe mit dem Chor abgehalten, der zu wenig Leute umfasse, die aber das Werk dafür gut studiert haben. Danach habe R. Musikdirektor Tögler [? und den Konzertmeister Craemer besucht, der ihm kürzlich eine Kantate "Ein veste Burg" gezeigt habe, an der er arbeite. R. habe den Herzog noch nicht gesprochen. Im beiliegenden Zeitungsblatt ersehe die E. die Geschichte mit Litolf. Man habe hier sehr darüber gelacht. Grüsse an Eltern und Geschwister.


Zitiervorschlag: Raff, Joachim: Brief an Doris Raff ([7. 4. 1857]); https://portal.raff-archiv.ch/A01722, abgerufen am 12. 9 2024.