Absender: Joachim  Raff (C00695)
Erstellungsort: [Wiesbaden]
Empfänger: Doris  Raff (C00693)
Zielort: [Weimar]
Datierung: Quelle undatiert
[undatiert] bis [undatiert] (Quelle)
2. Juli 1856 bis 4. Juli 1856 (ermittelt)
Standort: Bayerische Staatsbibliothek (München)
Signatur: Raffiana II
Umfang: 4 Seiten
Material: Papier
Schreibmittel: schwarze Tinte
Incipit: [ohne Anrede]
Es ist drückend heiss heute, und man kann nichts

Dr. Siebert sei gestorben. Dies sei ein Schlag für die Familie, obwohl der Sohn protestiere und für die Universität, die mitten in Semester eine wichtige Kraft verliere. Alexander] Ritters Frau sei mit einem Mädchen niedergekommen. [Robert] Griepenkerl sei nachmittags nach Ettesburg zu HOf geladen worden. Pohls seien fertig mit dem Umzug. Dessen [Richard Pohls] Lobhudeleien über Liszts ...geschichte [%] würden das Sonntagsblatt in Misskredit bringen. Pohl spiele seiner Frau den Wüterich und Tyrannen, weil ihm Männern gegenüber aller Mut, alle Selbstständigkeit abgehe. 3.7.: [Robert] Griepenkerl sei vom Grossherzog veranlasst worden, noch 8-10 Tage hier zu bleiben. Er solle auf die Wartburg. [Eugen von] Soupper sei bei R. gewesen wegen seiner Reise nach Wiesbaden. Dessen Freude über die Reise habe R. verletzt. Schreiber habe sich die Hand und einen Finger verrenkt, wie einst [Dionys] Pruckner, und wolle 14 Tage zu seinen Eltern. Der Neu-Weimarverein habe sein Lokal geändert. Die Sitzungen werden im Schiesshaus abgehalten. [Alexander] Ritter habe von der Polizei Ruhe verschafft bekommen. Mutter und Kind befinden sich wohl. Hofft, bis Samstag den Klavierauszug der Messe [Liszts Graner Messer] fertig zu haben. Wenn Wilhelm [Genast] mit der Dichtung [wohl "Dornröschen" WoO 19] noch nicht fertig sei, werde R. sich den Klavierstücken [welchen?] widmen. 4.7.: Habe keinen Brief der E. erhalten und werde seinen daher nicht Soupper mitgeben, der heute Nacht abreisen will. Habe einen Brief von [Edmund] Singer aus Pesth erhalten. Wolle Partitur und Stimme der "Liebesfee" op. 67. Hätte diese mitnehmen sollen. Schlönbachs "1000 Jahr thüringische Geschichte" [?] seien ein ziemlich faules Buch, wie nicht anders zu erwarten war. Hofft, dass dieser im Sonntagsblatt vermöbelt werde. Pertter [?] (Französischlehrer am Sophienstift) reise nächste Woche an den Genfersee. Die neue Brendel'sche [Neue Zeitschrift für Musik] enthalte einen Artikel über die Kirchenmusik Mozarts und Haydns von einem Dr. Laurenzin, dessen Namen R. bisher noch nicht kannte. Würde sich nicht wundern, wenn die Altenburger dahinter steckten. Die Nachahmer Mozarts und Haydns werden gegeisselt. Erhalte auch einen Korrespondenzartikel über [Anton] Rubinstein in Wien. Seine Kompositionen werden getadelt. Habe keinen Kräftestein für einen vollendeten Pianist, wie die bedeutenderen Werke Beethovens oder Schumanns gespielt. In der Wiener Musikzeitung habe dieser einige Artikel über russischen Komponisten geschrieben. Es finde sich auch ein Brieffragment, den Wagner aus London an einen Dresdener Bekannten geschrieben habe. Sei mit seinem Erfolg in London nicht unzufrieden. Erzähle, wie liebenswürdig Victoria und Prince Albert gegen diesen waren. Dürfte am 26. v. M. abgereist sein. Pohls [... über die Ereignisse in Jena komme wohl erst im nächsten Heft. Berichtet über den Stand der Gasröhrenlegung. Gibt die Zeilen doch Soupper mit. Grüsse an Eltern und Schwestern.


Zitiervorschlag: Raff, Joachim: Brief an Doris Raff ([2. 7. 1856]); https://portal.raff-archiv.ch/A01717, abgerufen am 12. 9 2024.