Absender: Joachim  Raff (C00695)
Erstellungsort: [Weimar]
Empfänger: Doris  Raff (C00693)
Datierung: Quelle undatiert
[undatiert] bis [undatiert] (Quelle)
17. Februar 1856 bis 19. Februar 1856 (ermittelt)
Standort: Bayerische Staatsbibliothek (München)
Signatur: Raffiana II
Umfang: 8 Seiten
Material: Papier
Schreibmittel: schwarze Tinte
Incipit: Mein lieber Engel!
Der Cellini ist gestern sehr gut abgelaufen

Der Cellini [Benvenuto Cellini von Hector Berlioz] sei gestern gut gelaufen. Eigentümliche Resultate auf den Gesichtern der Freunde. Auch der Herzog von Coburg sei hier gewesen. Habe Berlioz heute morgen besucht, wohin auch Liszt kam, danach zum Schloss, wo er "Tanz der Irrlichter" aus "Faust" [La Damnation de Faust] und die Ouvertüre "Le Corsaire" hörte. Ersterer gefiel ihm nicht sonderlich. Wilhelm [Genast] konnte nicht zu Tisch kommen, da er nicht wohl war. Marx [?] wurde gestern in Eisenach verurteilt, ob er appelliere, weiss man noch nicht. Liszt war "steif und abgemessen" gegen Raff. Dieser habe sich aber die Blösse gegeben, fragen an ihn zu richten, die er ihm so gut wie nicht beantwortete. Griepenkerl habe ihm geschrieben, dass er zu seinem Vortrag nach Gotha kommen solle. Will nicht gehen. Sein zweites Feuilleton sei heute erschienen und dürfte auf der Altenburg Rumor veranlasst haben. Der Vater wolle morgen ausgehen. 18.2.: Gille [?] habe ihm angeboten, in seinem nächsten Konzert in Zürich [?] eine seiner Ouvertüren zu dirigieren. Stades Vater sei gestorben, dieser sei daher nach Halle gegangen. Ernst ter Meer habe sich entschlossen, die Wagner-Duos zu bringen. Bülow soll sich mit Stern brouilliert haben. Dies wäre ihm unangenehm. Traue der Neuigkeit nicht, bis er nicht Nachricht von Bülow selbst habe. Diese dauere schon zu lange, da er die Sonate an Pruckner schicken wolle. Inzwischen sei Bronsart in Berlin gewesen. Wer wisse, ob er nicht eine geheime Mission der Fürstin an Bülow gehabt habe. Das letzte Feuilleton über Berlioz habe er noch nicht schreiben können, werde dies morgen tun. Die Sängerin Bianchi habe gestern im Hofkonzert mit russischen Liedern begeistert. [Alexander] Ritter erzähle ihm nachträglich, dass nach seinem Konzert im April des letzten Jahres der Verein Neu-Weimar der Antrag gestellt wurde, ein Festessen für ihn zu organisieren, doch Opposition habe sich dagegen erhoben, da er sich so schmählich gegen den Verein benommen habe. Diese seien betreten wegen seinem "Abfall", während ihn wildfremde Leute für seine Trennung von der Gruppe beglückwünschen.


Zitiervorschlag: Raff, Joachim: Brief an Doris Raff ([17. 2. 1856]); https://portal.raff-archiv.ch/A01698, abgerufen am 13. 9 2024.