1. 2. 1856
Brief an Doris Raff
ID: A01692
Absender: | Joachim
Raff (C00695)
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Erstellungsort: | [Weimar] |
Empfänger: | Doris
Raff (C00693)
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Datierung: | Quelle undatiert Februar 0 bis [undatiert] (Quelle) Februar 1856 bis 3. Februar 1856 (ermittelt) |
Standort: | Bayerische Staatsbibliothek (München) |
Signatur: | Raffiana II |
Umfang: | 6 Seiten |
Material: | Papier |
Schreibmittel: | schwarze Tinte |
Incipit: | Mein einzig geliebtestes Herz! Heute Nachmittag, als ich eben zu Ritter in die Stunde gehen wollte, |
Als er zu Alexander] Ritter in die Stunde gehen wollte, habe er den Brief der E. erhalten und habe der Mutter sogleich alles Mitteilenswerte erzählt. Habe einen Brief von Bönig, vom Verlag Schuberth in Hamburg, erhalten, aus dem er ersehe, dass die Fortsetzung der "Oper im Salon", an der ihm wegen der "Alfred-Stücke" sehr gelegen sei, erst in vier Wochen erscheinen könne. Sein Bruder [Joseph Raff] sei in New York gelandet. Schuberth, der sich gewundert hatte, dass dieser kein Empfehlungsschreiben von ihm bei sich hatte, teilte dies Bönig mit. Wenn Kaspar ihn gefragt hätte, würde er ihm auch keines gegeben haben, da er nur Leute empfehlen könne, die er kenne. Aus dem Briefkasten der Theaterchronik Kölbels [?] entnehme er, dass Chancen für Leipzig bestehen. Werde diesem schreiben. Habe heute an Bülow geschrieben. Habe ihm die Partitur des Psalms [WoO 8] mitgeschickt, der sie versuchsweise Stern vorlegen werde. Wenn der aufgeführt würde, schicke er "Dornröschen" [WoO 19] als nächstes. Die Symphonie [WoO 18] und die Liebesfee op. 67 (die durch [Ferdinand] Laub zu exekutieren wäre, könne er immer noch hinsenden, wenn er in direkten Verkehr mit Stern gelangt sei. Sein "Dornröschen" müsse inzwischen hier gefördert werden. Konnte nicht an die dritte Quartettsoirée mit Werken von Mendelssohn, Hiller und Schubert. Wenn die Leute dort einigen Spass mit seiner Symphonie hatten, sei ihm dies recht. G. Mans Wunsch könne entsprochen werden. Pohl habe einen Prolog in Jena aufführen lassen, der nach Vater [Eduard Genast], der edas Brautpaar dorthin begleitete, sehr mässig gewesen sei soll. Hochwang [?] vom Theater habe das Schlüsselbein gebrochen. Mangoldt habe ein Fräulein von Geldorf geheiratet. An seiner Stelle sei "unser Mitwohner" Hauptmann von Standerode [?] Stallmeister geworden. Sei heute bei Sauppe [?] gewesen, um ihm Grüsse von Löwe auszurichten. Habe die Nachrichten seiner neusten Erfolge dem Sonntagsblatt mitgeteilt. Stör und Singer brüten auf Bodenlosigkeiten gegen ihn, das sie denken, dass er ihrem hiesigen Avancement im Wege stehe. Das Brautpaar und Hannchen bilden hier ein Haus im Haus, das "uns" nicht mit sehr günstigen Augen ansehe. Es sei ein Trost, dass sich Hannchen bald wegbegebe. 2.2.: Habe [gestern] abends ausführliche Briefe an [Bartholf] Senff und Kölbel abgeschickt. Ersterer solle seine Erfolge in den "Signalen" erwähnen. im Theater sei "Nathan", wo er pflichtschuldigst hinmüsse. An Hagen und das Orchester habe er noch nicht geschrieben. Dann werde er bei der "Liebesfee"-Probe noch im Gedächtnis sein. Die Eltern finden es unbegreiflich, dass er in Wiesbaden noch nicht eingestellt sei. Fühlt, dass er ihnen lästig geworden sei, Hännchen habe gute Arbeit gemacht. Vielleicht sei er ihnen gegenüber ungerecht. Vor 8 Tagen sei Inspizient Eisert gestorben. Zeitungen bringen Hiobsbotschaften aus Wien über Liszt, scheine "genial" dirigiert zu haben. Souper und Emis Verlobung sei auch in der "Deutschen Allgemeinen" notifiziert. Müsse nun am "Dornröschen" arbeiten. 3.2.: Toni [Genast] sei ins Theater gelaufen, wo Mozartnachfeier gehalten werde. Liszt sei noch nicht zurück. Die E. solle aufmerksam sein, dass er nicht über Wiesbaden komme und Umgebung komme und Digressionen mache, die ihm schaden könnten. Vater habe in Jena mitgesungen. Während der Anwesenheit von Berlioz werde auch Griepenkerl hier sein, der zwei Vorträge zum Besten des Schiller-Goethe-Denkmals halten werde. Hofft, dass der Vortrag unter dem Titel "Was heisst Fortschritt auf dem Gebiete der Poesie und der Musik?" es nicht zuhanden des Gesamtkunstwerks sei. Eigentlich sei es egal, da dieser weder nütze noch schade. erinnere sich, dass ihm die E. von einem Musiker Lux [?] geschrieben habe, der sich um Dessau beworben habe. Sein "Käthchen von Heilbrunn" sei mittlerweile in Köln durchgefallen. Mutter war heute unwohl. Habe nun doch den Brief der E. erhalten: Solle Pauline grüssen, ebenso Boos und Frau. Dei Zeiten in Frankfurt haben sich seit dem Tode Guhrs [? sehr geändert. Benedict von Schwarz denke nur ans Schauspiel. Es sei ihm recht, wenn die Oper unter dem schwachen Schmidt noch mehr herunterkomme. Er wolle sich aber dort umsehen, sobald er Nachricht von Kölbel aus Leipzig habe. Emi und Souper liegen sich den ganzen Tag in den Armen. Habe Bedenken gegen diese Liaison. Beklagt sich über Kälte. habe viel am "Dornröschen" gearbeitet. Sie sei selber schuld an dem Irrtum, der er den Betrag nach ihren Angaben gemacht habe.