Hätte bei seinem letzten Besuch in Leipzig
vor 5 Wochen gerne über den Inhalt dieses Briefes gesprochen, wenn der E. nicht
verhindert gewesen wäre. Kurz danach starb seine Schwiegermutter. Konnte er nicht noch einmal nach Leipzig kommen,
obwohl er den Aufenthalt in Thüringen verlängern musste. Schott habe angeboten, eine Sendung für den E. mitzunehmen. Liess
diesen jedoch mit leeren Händen gehen. Bietet dem E. das Manuskript op. 99 an. Schumann habe vor
10 Jahren einen Versuch mit "Jugendsonaten" gemacht. Clementis Sonaten helfen nicht beim Übergang von Salonstücken zu den
klassischen Formen, weil in ihnen jedes moderne Element, vor allem in melodischem
Sinne fehlt. Auch Schumann habe zu viele Figuren und zu wenig Melodie verwendet,
zudem fehle seinen Stücken die Brillanz. Eine namhafte Handlung habe bei Liszt drei solche Sonaten bestellt. Glaubt, dass dieser
nicht der richtige Mann dafür sei. Habe versucht, "angenehmste Unterhaltungsstoff in
kunstwürdiger Weise den klassischen Formen zu unterbreiten". Es handle sich um die
Fortsetzung der soeben edierten Stücke op. 75. op. 76 werde erst bei Schott
fertiggestochen. op. 77 werde von Schuberth im kommenden Monat versandt. Dann erscheint die zweite grosse
Sonate op. 78. Die Stücke könnten bis Weihnachten als Opus
79 erscheinen. Wäre geneigt, das Werk Moscheles
unbekannterweise zu widmen. Bittet um Sendung op. 75 Nr. 7/8, weil die Pfingstferien
bald zuende seien. Grüsse an Kistner.