Habe keine Antwort auf seinen langen Brief. Es habe sich inzwischen
viel verändert. Der E. publiziere trotz "miserablen Zeiten" viel. Bedankt sich für
die Sendung des Capriciettos op. 40. Habe das Stück mit
Beifall am vorigen Sonntag gespielt. Man könnte es hier absetzen, wenn die Zeiten
nicht so schlecht wären. Beklagt sich über den Geschmack der
Stuttgarter. Komponiere fleissig, sei aber zur Einsicht
gekommen, dass er davon nicht leben könne. Gebe Unterricht, bis die Zeiten wieder
besser sind. Habe 11 Schüler aus den ersten Familien: von Thun,
von [...], Wölkern, von König,
von Linden, Miss Stiff,
Hartmann, Baug, [...] und [...]. Wäre
wieder in die Schweiz gegangen, wenn er nicht auf diese Weise
überleben könnte. Dort habe man ihm die Musiklehrerstelle auf dem Schlossinstitute zu
Lenzburg angeboten. Ein "merkwürdiges Unglück" sei ihm
passiert, da er kein Englisch könne. Julius
Benedict habe an seinen Bruder Sigmund in Stuttgart geschrieben, dass man ihm
die Musikdirektorstelle in Southampton sicherlich geben würde.
Hätte sofort antreten müssen, so wurde nichts aus der Sache. Benedict verspreche
aber, alles für ihn zu tun, um eine Stelle dort für ihn zu finden. Studiere das
Englische nun Hals über Kopf. Bittet darum, seine Sendungen an Reissiger in Dresden zu vermitteln. Im
mitkommenden Paket befinden sich die ersten beiden Akte von "König Alfred" [WoO 14] in Partitur und Klavierauszug. Sie werde noch diesen
Winter in Szene gehen können. Bittet um Vorschuss der Portokosten, die er erstatten
werde. Schickt Manuskripte: Trio [WoO 9], 3 Hefte Lieder
und ein Walzer, die auch einem Altmeister zur Ehre gereichen würden. Überlasse Höhe
des Honorars und Zeitpunkt der Bezahlung dem E. Fragt, ob es eine Möglichkeit gäbe,
in Leipzig Kompositionen von ihm aufzuführen, vielleicht
seinen Psalm [WoO 8]. Auch das Trio und die leicht zu
singenden Lieder dürften manchen die Augen öffnen. Erwartet den grössten Erfolg von
der Oper und "einigen Streichquartetts", deren erstes "concipirt und theilweise schon
ausgeführt" ist [WoO 13]. Dies möge den E. verwundern,
allein man lerne die "Reinheit des Stÿls u. den Hergang der Form" am besten mit
Quartetten. Kleine Klavierstücke habe er "herzlich satt", ebenso Arrangements. Es
täte ihm leid, wenn durch die Verzögerung der Potpourris op.
42 dem E. Schaden zuteil geworden sei. Müsse sich aber eingestehen, dass
von keiner anderen Oper bessere Arrangements existieren als vom "Prätendenten".
Reissiger werde die Partitur wieder über Kistners Vermittlung an Raff zukommen
lassen. Beiliegende Briefe an Bülow und Senff sollen den Empfängern zugestellt werden.
Nachschrift: Höre, der Prätendent [Kücken] sei in Mannheim
gegeben worden. Wenn das Werk dort gefiel, würde er an Sattel
[?] wegen Arrangements schreiben.