Sei vorgestern aus Spa zurückgekehrt, wo er die "Waldsymphonie" [op. 153] 2 Tage hintereinander dirigiert habe. Habe einen Brief von Hartvigson an den E. gefunden und diesen an die Badener Adresse des E.s weitergeleitet. Habe den Brief des E.s über die Pohlsche Angelegenheit empfangen. Habe Heyl gestern besucht, diesen nicht vorgefunden, erst heute. Dieser werde seinen Plan erst im November oder gar nicht ausführen. Habe vor 8 Tagen alle Schritte getan, um Leitert in Bern durch Leopold Brassin zu ersetzen. Freudenberg wolle nicht, Müller stosse sich an dessen Äusserem. Es scheine, dass dieser auch Frau Müller-Berghaus
hatte vor 8 Tagen alle Schritte gethan um Leitert, der sich ohne Umstände wieder gedrückt hat, durch Leopold Brassin in Bern zu ersetzen. Aber freudenberg will jetzt nicht, und Müller stößt sich an seinem Aeussern, auch scheint es, daß er frau Müller-Berghaus einmal schlecht accompagnirt hat. Enfin der arme Mensch ist vergeblich von Bern hiehergegangen, und ich muß schon sehen, wie ich meine Voreiligkeit an ihm anderweit gut mache.
Werde übrigens, trotz augenblicklicher Persisch-Wiesbadenscher Stagnation, doch ab und zu bei Heÿl von der Pohlschen Sache wieder anfangen, wenn mir der Moment heÿlsam erscheint, und allfälliges günstiges Resultat an dich sogleich melden...
Daß du darauf aus bist, op. 185 in Verruf zu bringen, ist sehr freundschaftlich von dir.
Von meiner Schwägerin – diese meinst du doch unter „Donna Emilia“ – habe nichts gehört, als daß sie auf der Durchreise nach Weimar hier einzusprechen beabsichtige. Allein das schlechte Wetter wird sie wahrscheinlich abhalten, den Umweg zu machen.
Ueber Spa, Jüngstvergangenes u. möglicherweise Künftiges, schreibe dir ein andermal, wofern sich nicht Gelegenheit zu mündlichem Austausch darbietet.
Neues von hier sonst nicht, als daß Monbelli gestern ihr Gastspiel beendet hat u. November–December mit Wilhelmj reisen soll, – wie letzterer mir gestern hier gesagt hat.
Leb’ also wohl für heute und seÿ vielmals schönstens gegrüßt von deinem
getreuen
JoachimRaff
Wiesbaden
13. Sept. 1873
Schickt Solopartie des c-Moll-Konzerts [op. 185]. Habe zwei Aufträge für den E.: Müller möchte, dass der E. dessen Kapelle dirigiere; die Fichtner, die das nämliche Stück von Liszt auf dem Programm habe wie der E., habe dieses gespielt, obwohl ihr der Kur-Kommissar diesbezüglich geschrieben habe. Bittet den E. deshalb, eine andere Komposition von Liszt zu spielen. Schicke die Partitur des Konzerts nicht, da Stimmen ausgeschrieben werden.